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Wissenswertes

 

Ravennaschlucht

 

Der fremdländische Name der Schlucht, die der eindrucksvolle Brückenbau überspannt, hat von jeher zu gewagten Vermutungen gereizt, hat Dichter, Heimatkundler und Wissenschaftler beschäftigt; Heinrich Hansjakob verband ihn in seinen Reisebeschreibungen mit der italienischen Stadt Ravenna. Alfred Schidt-Noerr führt ihn in seiner Novelle "Drachenzahnweh" auf die Raben zurück, die in der Schlucht hausten. Die Hauptfrage, keltisch-romanischer oder germanischer Wortstamm, haben auch Sprachwissenschaftler und Historiker bis heute nicht mit Sicherheit entscheiden können. Eindeutig keltische Namen gibt es zwar im Dreisamtal, nicht aber im spät besiedelten Hochschwarzwald, und die naheliegende Ableitung vom französischen "ravine" (Gießbach, Schlucht) hat an Wahrscheinlichkeit verloren, seitdem feststeht, dass die form "ravènne" vorkam, bevor die ersten französischen Soldaten den Hochschwarzwald betraten. In einem Wasserzinsregister von 1560 wird der Hofbesitzer Hans Hecht dazu verpflichtet, für die Tagfahrten des Grundherren Johann Jakob Schnewlin von Landeck "jerlich ein gutt essen visch von der ravénnen" zu liefern.

 

 

Löffeltal

 

Der Heimatpfad führt von Hinterzarten aus zunächst hinunter ins Löffeltal. Der Name weist auf das vorindustrielle Gewerbe der Löffelschmieden hin, dessen Spuren wir im Verlauf unserer Wanderung mehrfach begegnen werden. Hier, an den Anfängen des oberen Höllentals, ist die Energie der von den flachen Hochtälern ringsrum steil herabstürzenden Gewässer spürbar, die die Bauern des Hochschwarzwaldes zu allen Zeiten zu nutzen wussten. Die Konzentration der Wasserkräfte an dieser Stelle ermöglichte die kurze Blüte der Hammerwerke, die es den Löffelschmieden erlaubte, von der Einzelanfertigung in Handarbeit auf den produktiveren Manufakturbetrieb umzustellen.

Daneben war der Bachlauf gesäumt von Mühlen und Sägen, die zu den Höfen gehörten, die auf den Hochflächen längs der dort verlaufenden Wege lagen: auf der linken Talseite zu den Hinterzartener Höfen "in der Windeck", auf der rechten zu den Breitnauer Höfen an der Höllentalstraße "ob der Steige".

Eine erstaunliche Zahl von Wasserrädern aller Art trieb einst dieser Bach! Ganz oben stand bis 1925 die Mühle des Gasthofes zum "Weissen Rößle", weiter unten die "Fallermühle", beide waren mit einer Bäckerei verbunden.

 

Glasbläser

 

Die Kunst, Glas zu schmelzen, hatte von Ägypten her über Griechenland und das Römische Weltreich im Hochmittelalter auch den mitteleuropäischen Raum erreicht. Glashütten entstanden dort, wo die notwendigen Rohstoffe, Quarzsand für die Glasrohmasse und vor allem Holz für die Feuerung des Brennofens, in ausreichenden Mengen vorhanden waren: im Schwarzwald ebenso wie in Schlesien, Thüringen und im Bayrischen Wald, zunächst in Verbindung mit Klöstern oder Adelshöfen, später auch auf genossenschaftlicher Basis. So wird bereits 1218 eine Glashütte in Freiamt bei Emmendingen erwähnt.

GlasbläserDie Beseitigung von Transportschwierigkeiten und die allgemeine Industrialisierung machten im 19. Jahrhundert die Glasherstellung von den alten rohstoffreichen Standorten unabhängig und ließen die traditionellen Glashütten verschwinden. Alte Orts- und Flurnamen und die in vielen Museen aufbewahrten typischen "Waldglas"- Erzeugnisse erinnern jedoch noch vielerorts an dieses ehemalige Waldgewerbe, um das sich neue Siedlungen gebildet hatten und das über eigene Handelsorganisastionen und Niederlassungen in vielen Städten verfügte. Erst spät, im 18. Jahrhundert, kam es auch im Höllental in Falkensteig auf Initiative der Freiherren von Pfirdt zur Gründung einer Glashütte. Nach einer Pause von 220 Jahren wurde im Höllental wieder Glas geblasen. Tag und Nacht, werktags wie sonntags, brannte hier der Glasofen, der freilich nicht mehr, wie seine Vorgänger mit Holz geheizt wurde, sondern mit Propangas. Es war eine kleine Werkstatt, von Heinz Pichotta betrieben, der die Kunst des "Glasmachers"ausübte, so die alte Bezeichnung für dieses Handwerk.

Als Rohtstoff dienten nicht mehr Quarzsand aus den Bachläufen rings um den Feldberg und die Pottasche aus den den Wäldern des Hölllentals, sondern Bleikristallscherben industrieller Glashütten. Ansonsten war alles noch wie in alten Zeiten, Glaserpfeife und Erlenholzformen wurden als Werkzeuge gebraucht. Neben den klassischen Formen des Schwarzwälder Waldglases entstanden auch moderne Vasen und Schalen nach skandinavischen Vorbildern.

Heute arbeitet im alten Wirtschaftsgebäude des Hofgut Sternen der Kunstglasbläser.

 

 

 

 

Waldwirtschaft

 

Die Durchforstung der überaus steilen und felsigen Schluchtwaldungen war immer schwere Handarbeit, mühsam und gefährlich, die Holzabfuhr an vielen Stellen sogar unmöglich. Das abgestorbene Altholz bedrohte Weg und Wanderer. Erst die morderne Seilkranmethode ermöglichte es dem Forstamt Kirchzarten, diese Gefahr zu beseitigen. Wer vom Sternenweiher her aufmerksam die gegenüber liegenden Steilhänge betrachtet, kann dort nicht nur die im Hochschwarzwald seltene Grünerle erkennen, sondern mit etwas Glück auch einmal eine oder mehrere der hier gar nicht seltenen Waldgemsen entdecken. Vor allem aber sieht man dort noch deutlich die an anderen Stellen fast schon zugewachsenen, steilen Schneisen, in denen ab 1985/86 die mühsam gefällten Holzstämme von einem Seilkran schwebend in die Höhe gezogen wurden. Von dort oben konnte der Abransport dann über das jenseitige, flache Gelände geschehen. Nur so war es möglich, an den in höchstem Maße erosionsgefährdeten Steilhängen Altholz einzuschlagen.

 

Findlinge

 

In der Bahnhofstraße von Hinterzarten, dem Anfang und Endpunkt des Heimatpfades Hochschwarzwald, erinnern Findlinge noch einmal an die prägende Epoche der Landschaftsgeschichte im Hochschwarzwald, an die letzte Eiszeit der hellere, rötliche Block besteht aus Granitporphyr, wie er am Feldsee vorkommt, der andere aus grünlichem, sehr harten Hornblendegneis.Beide sind auf dem bräunlich verwitternden, brüchig-weichen Paragneis des Untergrunds echte Fremdlinge, sogenannte Irrbläcke oder wissenschaftlich ausgedrückt "Erratische Geschiebe", meist einfach "Findlinge" genannt. Sie wurden beim Bau der Höllentalbahn im oberen Löffeltal in der Rösslemoräne gefunden und, weil sie deutliche "Gletscherschrammern" zeigten, als Naturdenkmal aufgestellt. 

Zehntausend Jahre lagen sie wohlgeschützt innerhalb der Moräne, die bei der Bewegung des Gletschers über felsigen Untergrund entstandenen "Schrammen" sind in der seither vergangenen einhundert Jahren schon starkt verwittert, ein Schicksal, das auch steinernen Zeugen nicht erspart bleibt.

 

Hinterzartener Hochmoor

 

Extreme Felsenstandorte und die noch erhaltenen Hochmoore sind im Hochschwarzwald die letzten Reste einer Urlandschaft, die vom wirtschaftenden Menschen nicht beeinflusst sind. Dank seiner starken Vergletscherung während der letzten Eiszeit ist der Hochschwarzwald relativ reich an natürlichen Seen und Hochmooren.

In der Umgebung von Breitnau und Hinterzarten, am Außenrand der Vereisung, wo das dünner werdende Eis keinen großen Druck mehr bewirken konnte und darum auch keine wesentlichen Schurfwirkungen im festen Gestein, "Übertiefung", ausübte, blieben im Zungenbecken nur sehr flache Wassertümpel zurück. Im Gegensatz zu den tieferen Talseen (Titisee, Schluchsee, Feldsee) konnten sie bei günstiger werdenden klimatischen Verhältnissen rasch verlanden. Die aus dem Gletscherwasser absinkende feine "Gletschertrübe" bildete zudem als Bodensatz eine meist deutlich erkennbare wasserstauende Schicht grauen Tons über der Grundmöräne, wodurch Verlandung und Moorbildung begünstigt waren.

Die so entstandenen kleineren Moore sind längst fast überall drainiert und zu Wiesen umgewandelt. Nur die grösseren Hochmorre wie Kesslermoor, Hirschenmoor und das Hinterzartener Hochmoor sind uns wenigstens im Kern erhalten geblieben.

 

 

Ravennabrücke

 

Der heutige Steinbogenbau (Länge 224m, Höhe 36m, Steigung 12m) entstand 1926/27 und ersetzte eine Stahlkonstruktion aus dem Jahre 1885, die auf drei Natursteinpfeilern etwa 30m talaufwärts die Ravena überbrückte. Die beiden alten Widerlager sind noch zwischen dichtem Baumbewuchs erhalten. Durch den Bau der neuen Brücke, deren Bogenöffnungen eine lichte Weite von 20 m besitzen, wurde die Strecke begradigt und konnte erstmals bei einer Steigung von 1:18 mit schweren Adhäsionslokomotiven befahren werden. Die Zahnstange für den Schiebelokverkehr von Hirschsprung bis Hinterzarten wurde 1934 gebaut.

Während des Zweiten Weltkrieges war die Brücke das Ziel vieler Luftangriffe. Aufgelassene Sperrballons konnten jedoch einen zielgenauen Bombenabwurf stets verhindern. Die umliegende Landschaft und einzelne Gebäude, wie z.B. die St. Oswaldkapelle, wurden dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen. Kurz vor Kriegsende 1945 wurden die drei Mittelpfeiler unsinniger Weise von den deutschen Truppen gesprengt. Im ersten Nachkriegsjahr mussten die Reisenden zwischen den Stationen Höllsteig und Hinterzarten den Weg zu Fuß durch das Löffeltal nehmen, ehe ein primitiver Pendelverkehr mit alten, holzgasbetriebenen Lastwagen eingerichtet werden konnte. Der Wiederaufbau erfolgte 1947/48 durch die Firma Tröndle in Freiburg unter Aufsicht der französischen Besatzungsmacht.